Löwen-Fantasiegeschichte für Kinder, die auf der Waldenburg in Sachsen spielt. Die Waldenburg kann man besuchen und den kleinen Löwen, der mich zu der Geschichte inspiriert hat findet man dort auch.
Material:
- kein Material erforderlich
Alter:
- ab 3 Jahre
Vorbereitung:
Die Kinder machen es sich bequem. Wer mag legt sich hin und kuschelt sich in eine Decke.
Der Übungsleiter / Erzieher erzählt die Löwen-Fantasiegeschichte und passt sie ggf. sprachlich auf das Niveau der Kinder an.
Geschichte:
Heute möchte ich euch die Geschichte vom kleinen Löwen mit der blauen Zunge erzählen. Wenn ihr wollt, könnt ihr die Augen dabei schließen – vielleicht lässt es sich so ja besser träumen und ihr könnt euch den Löwen besser vorstellen.
Nicht weit von uns entfernt, in Sachsen steht die Waldenburg. Die Burg steht in der Nähe eines Flusses an einem Park. In dem Park lebten viele Tiere, auch der kleine Löwe Waldemar.
Waldemar war kein gefährlicher Löwe, er war freundlich und eher ängstlich. Wie alle Tiere durfte er im Park frei herumlaufen, da er keinem etwas tat.
Waldemar liebte Süßigkeiten und Kuchen. Er aß eigentlich nichts anderes und er hatte Glück. Der Koch der Waldenburg liebte es zu backen und Bonbons herzustellen. Natürlich wusste er von Waldemars Lieblingsessen und stellte ihm immer einen Teller mit Leckereien vor die Tür der Burg.
Nun kam es, dass der Burgherr und seine Frau von einer Reise neue Pflanzen für ihren Garten mitbrachten. Eine davon hatte wunderschöne dunkelblaue Beeren, die verführerisch dufteten. Der Burgkoch war glücklich, denn daraus schuf er so leckere Speisen, dass viele Burgbesucher nur deshalb kamen, um sie zu essen. Er machte daraus Saft, Kuchen, Pudding, Bonbons und viele andere Köstlichkeiten.
Die Sträucher mit den Beeren wuchsen gut im Garten der Burg und es gab immer genügend Beeren, bis eines Tages plötzlich immer mehr Beeren verschwanden…
Schnell verdächtigte man die Küchenjungen und Diener – aber keiner von ihnen hatte die Beeren gepflügt. Man suchte die ganze Waldenburg ab, aber man fand den Dieb einfach nicht. Schließlich gab man die Suche auf.
Eines Tages saß Rosemarie, ein Dienstmädchen, im Park und langweilte sich. Da entdeckte sie den kleinen Löwen Waldemar, wie er auf Zehenspitzen zum Garten des Koches schlich. „Das ist aber merkwürdig“, dachte sich Rosemarie, „warum schleicht er denn durch den Garten? Und überhaupt, ist Waldemar ganz schön dick geworden.“ Ganz leise schlich Rosemarie hinter dem Löwen hinterher. Sie war neugierig und wollte sehen, was der Löwe vor hatte. Waldemar bewegte sich vorsichtig von Baum zu Baum und versteckte sich zwischen Hecken und Büschen. Immer wieder guckte er sich um, er wollte einfach nicht entdeckt werden. Schließlich erreichte er den Garten mit den Beerensträuchern.
Rosemarie versteckte sich hinter einem Baum. Dann entdeckte sie etwas, was sie nie vermutet hätte. Waldemar streckte seine Zunge aus dem Maul und pflückte damit einige der süßen dunkelblauen Beeren ab. Genüsslich aß er sie auf, ja er schmatzte sogar dabei. Dann blickte er über seine Schulter und huschte davon. Rosemarie war entsetzt und ging in den Garten. Sie wollte gucken, ob der kleine Löwe alle Beeren aufgefressen hatte. Als sie am Beerenstrauch stand, kam der Koch aus der Burg gestürmt. Er schimpfte laut und beschuldigte Rosemarie die Beeren gestohlen zu haben. Er griff ihre Hand und zog sie zum Burgherren.
Oh, wie war der Burgherr böse und schimpfte mit Rosemarie. Immer wieder versuchte sie ihm zu sagen, dass sie es nicht gewesen war und sie keine Beeren gegessen hatte. Aber keiner glaubte ihr und sie musste die Burg verlassen. Weinend ging sie durch den Park nach Hause. Der kleine Löwe Waldemar stand im Park unter einem Baum und sah das traurige Mädchen. Leise folgte er ihr und hörte, wie sie zu Hause ihrer Mutter erzählte, warum sie nie mehr in der Burg arbeiten durfte. Da erschrak Waldemar sehr. Er war Schuld daran, er hatte die Beeren doch gefressen – aber wie sollte er das dem Burgherren beweisen, um dem Mädchen zu helfen. Während er vor dem Fenster stand und lauschte, schleckte er sich mit der Zunge über das Maul. Im Fenster spiegelte sich seine blaue Zunge. Erst erschrak Waldemar. Warum war seine Zunge bloß so blau, war er etwa krank? Aber dann fiel ihm ein, dass er vom Koch gehört hatte, dass die Beeren, wenn man sie isst, die Zunge färben. Viele der Burgbesucher hatten ihren Spaß nach dem Essen gehabt und sich ihre Zungen gezeigt. Irgendwann verschwand die Farbe dann wieder. Plötzlich war Waldemar klar, was er zu tun hatte. Er ging zum Burgherren, er wollte ihm zeigen dass Rosemarie unschuldig war.
Als der Burgherr Waldemars Zunge sah, wurde er erst böse und dann fing er an zu lachen … ein Löwe mit einer blauen Zunge, wer hatte das schon einmal gesehen … was für eine Geschichte! Er konnte Waldemar nicht böse sein. Ja und weil die blaue Zunge eine echte Sensation war, beschloss er, dass alle Besucher Waldemar sehen sollte. Er holte Rosemarie zurück zur Burg und gab ihr den Auftrag dafür zu sorgen, dass Waldemars Zunge immer blau war. Blaubeerbonbons, Blaubeerkuchen, Blaubeerpudding, Blaubeersalat…. Waldemar durfte die süßen Beeren essen – aber er musste dafür am Eingang der Burg stehen und den Besuchern seine Zunge zeigen.
Viele Jahre später starb der nun alte Löwe Waldemar. Aber noch heute begrüßt er die Besucher auf der Waldenburg mit seiner blauen Zunge. Glaubt ihr mir nicht? Könnt ihr aber, ich war dort und habe es sogar fotografiert. Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Augen jetzt aufmachen und dann zeige ich euch ein Bild von Waldemar.